Was bewirkt die Ausbildung für Solartechniker/innen in Kenia?

Die Forscherin Barbara La Cara präsentiert die Ergebnisse einer zweijährigen Forschungsarbeit der ETH Zürich.

Die Möglichkeit, Solafricas Berufsbildungsprogramm in Kenia wissenschaftlich zu begleiten, ergab sich 2015. Ein Student der ETH Zürich bereitete sich gerade auf seinen Zivildiensteinsatz in Kenia für Solafrica vor und fragte mich, ob ich sein Semesterprojekt in Social Entrepreneurship betreuen würde. Ich sagte zu und war begeistert, mehr über die Aktivitäten von Solafrica in Kenia zu erfahren. So begann mein Forschungsabenteuer, das zwei Jahre dauerte und dessen Resultate ich heute präsentieren möchte.

Fokus auf die lokale Bevölkerung

Als ich Solafrica kontaktierte, äusserten sie das Bedürfnis lokales Wissen und die lokale Bevölkerung mehr einzubinden. „Es ist nicht nachhaltig, dass Solafrica Freiwillige aus der Schweiz nach Kenia schick, die sich um die Aktivitäten kümmern“ erklärte mir Kuno Roth, Präsident von Solafrica. Bis dahin war das Projekt gekennzeichnet von einem top-down Vorgehen (ein vordefiniertes Problem des Klimawandels das auf die lokale Gemeinschaft projiziert wurde) und einem gemeinnützigen Ansatz (unentgeltliche Zurverfügungstellung der Technologie und Zusammenarbeit mit Freiwilligen). Das Ziel, die Solarenergie nachhaltig zu fördern wurde dadurch erschwert. Die Studenten brachen das Solartraining öfters ab, die Solartechnologie kam in der Bevölkerung nicht gut an und wurde oft nur für kurze Zeit verwendet.

Angewandte Forschung vor Ort

Ich fragte mich also, wie die Management Forschung Non-Profit-Organisationen wie Solafrica dabei unterstützen kann, die Solarenergie in Afrika populär zu machen. Als engagierte Wissenschaftlerin wollte ich versuchen, hier einen Beitrag zu leisten. Meine Unterstützung umfasste vor allem zwei Hauptprobleme: Erstens galt es einen neuen Weg zu finden, wie die lokale Bevölkerung einbezogen und ihre Bedürfnisse in die Solarausbildung eingebunden werden können. Zweitens wollten wir neue Aktivitäten und Strukturen zu entwerfen, um die lokalen Kompetenzen durch die Verbreitung der Solartechnologie zu fördern.

Solartechniker während der Ausbildung

Schritt für Schritt zum Erfolg

Während meiner Impact Studie unterstützte ich Solafrica in drei Schritten:

Ende 2015 entwickelte ich eine Umfrage, um mehr über das lokale Wissen zu Solarenergie, die Bedürfnisse der Gemeinschaft und ihre Zahlungsbereitschaft zu erfahren.

Anfangs 2016 entwickelte nach der Methode des Participatory Rural Appraisal Trainingsprogramm mit partizipativen Techniken und Instrumente, die in der Zusammenarbeit mit Gemeinschaften in ländlichen Gegenden oft verwendet werden. Gemeinsam mit einer Assistentin aus Kenia und mit der Unterstützung einer Studentin entwickelten wir Profile potentieller Käufer von Solargeräten. Für jeden Typen von Nutzern versuchten wir so die Bedürfnisse herauszuarbeiten und herauszufinden, welche Akteure und Netzwerke für den Kaufentscheid einer Solaranlage entscheidend wären. Das Ziel war, mehr über die Anreize für die lokale Bevölkerung zu lernen und die nötigen Kompetenz für das lokale Personal herausarbeiten.

Der dritte Schritt bestand darin, die neuen Ausbildungs- und Verbreitungsaktivitäten zusammen mit dem Ausbildungszentrum Ramogi Resource Center und dem Unternehmen Kenya Solar Solutions vor Ort einzuführen. Nach einem Pilottraining in Zürich, wurden so 30 Studenten/innen und 7 Lehrkräfte in vier Trainings ausgebildet. Des Weiteren haben wurden 9 Solartechniker/innen in Verkaufstechniken geschult und sie erhielten die Möglichkeit ihre erlernten Fähigkeiten in einem 3-monatigen Praktika bei der Kenya Solar Solution zu vertiefen. So wurden insgesamt 56 kleine Solarsysteme verkauft.

In der Zwischenzeit wurde das Unternehmen ausgebaut und ein Franchising System eingeführt. Durch dieses innovative Geschäftsmodell erhalten die besten Praktikanten Möglichkeit als selbstständige Unternehmer Solaranlagen zu verkaufen.

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit
Die Aktivitäten von Solafrica wurden von mir bis im Februar 2017 begleitet, um die Auswirkung auf die lokale Bevölkerung in Bezug auf Beschäftigung, die Verbreitung von Kompetenzen und die Nutzung von Solartechnologie auszuwerten. Bislang führte der neue bottom-up und marktbasierte Ansatz zur Schaffung von 14 neuen Jobs. Die Schaffung lokaler Kompetenzen zur Verbreitung und Instandhaltung von Solaranlagen war ebenfalls erfolgreich. Die Interviews mit den ersten 19 Kunden der Kenya Solar Solutions Ltd. ergaben, dass die Solarsysteme nach vier Monaten immer noch voll funktionsfähig und in regem Einsatz – zu Hause oder bei der Arbeit – waren.

Der ausführliche Bericht zu der Studie gibt es hier:
La Cara_Final report ETH_2017.03.22

Barbara La Cara ist Doktorandin am Chair of Technology and Innovation Management der ETH Zürich. In ihrer Forschung untersucht sie, wie soziale Unternehmen und NGOs gesellschaftliche Herausforderungen auf innovative Weise und durch marktbasierte Strategien angehen können. Ihre Arbeit erschien im Journal of Economic Behavior & Organization.

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