Dreifach stark in Westafrika

Aus eins wird drei: Im Jahr 2023 haben wir das Projekt Santé Solaire in Burkina Faso in ein Mehrländerprogramm ausgeweitet und sind jetzt auch in Niger und in Togo tätig. Unsere Projektmitarbeiterin, Malou Cornelsen, ist Ende 2023 in den Togo gereist und hat die Projektkoordinator:innen der drei Länder getroffen. 

Der Weg zum Dorf ist holprig und wir kommen nur langsam voran. Unterwegs sehen wir überall kleine Dorfgemeinschaften mit ihrem Vieh. Das Land ist sehr fruchtbar, die Menschen leben vom Anbau von Bananen, Papaya, Baumwolle, Mais und Kakao. Es ist 9 Uhr morgens und trotzdem bereits heiss und schwül. Schon von weitem hören wir die Gesänge, die immer lauter werden.

Wir sind unterwegs zum ländlichen Gesundheitszentrum in Agou (Togo). Heute findet die Einweihung der neu installierten Solaranlage statt – einer der ersten, die mit dem Programm Santé Solaire in Togo gebaut wurden. Santé Solaire ist ein erfolgreiches Konzept, um mit Solarenergie zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten Westafrikas beizutragen.

Das Programm wurde spezifisch für den Kontext in Burkina Faso entwickelt, eignet sich in vielen Aspekten aber auch für Niger und Togo, da die Gesundheitssysteme der subsaharischen Länder 1987 harmonisiert worden sind. Jedes der Projektländer bringt unterschiedliche Voraussetzungen und Stärken mit, wodurch sie sich gegenseitig unterstützen können.  

Um sicherzustellen, dass Santé Solaire auch in den neuen Projektländern erfolgreich umgesetzt wird, haben wir in enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, Solarfirmen, Gesundheitsexpert:innen und Behörden neue Partnerschaften geschlossen.

Cète Tiendrebéogo, ein langjähriger Partner und Geschäftsführer der Firma SETHI in Burkina Faso, hat die regionale Koordination des Programms übernommen und unterstützt die neuen Projektkoordinator:innen von Santé Solaire in Niger und Togo.

Adideme Koutangni, Seidi Abdourahmane und Cète Tiendrebéogo (von links):

Die Zusammenarbeit zwischen den drei Projektkoordinator:innen ist sehr positiv gestartet, was ich selbst erleben durfte. Ende 2023 trafen wir uns zu viert in Togo, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Zur selben Zeit wurden zwei Solartechniker aus Niger in einem renommierten Ausbildungszentrum in Togo weitergebildet, um das Wissen rund um die Solartechnik in Niger noch besser zu verankern.

Alle gemeinsam besuchen wir die Einweihungsfeier in Agou, die Früchte der Arbeit von Adideme Koutangni. Die Gesänge werden immer lauter. Als wir um eine Kurve biegen, sehen wir die tanzenden Menschen in bunten Gewändern. Alle Dorfbewohner:innen, die um diese Uhrzeit normalerweise auf dem Feld arbeiten, sind vor Ort. Auch wichtige Vertreter:innen der Dorfgemeinschaften sind dabei: Bürgermeister, Gesundheitsverantwortliche – viele von ihnen sind von weit angereist. Die Stimmung ist ausgelassen und feierlich. 

Der Bürgermeister tritt ans Mikrofon und hält eine Rede. Am Ende sagt er: «Ich bin kein Feminist. Ich bin auch kein Fan von aufgehobenen Rollenteilungen – aber Adideme hat etwas geschafft, dass kein Mann vor ihr geschafft hat. Ich danke dir für deine harte Arbeit!»

Viele weitere Redner:innen drücken ihre Dankbarkeit aus. Das Licht im Gesundheitszentrum bringt ihnen unglaublich viel Hoffnung. Es ist die einzige Lichtquelle in der Umgebung. Ich sehe Adideme, Cète und Seidi an, dass sie bewegt sind. Ich selbst bin zu Tränen gerührt. 

Der Chefarzt des Zentrums, Akarim Agomaessemon, erzählt mir: «Bisher mussten wir Geburten in der Nacht mit einer Taschenlampe im Mund durchführen. Ich weiss nicht, wie ich meine Freude über die Solaranlage ausdrücken soll. In einer Woche seit der Installation hatten wir bereits 55 Konsultationen. Wir haben einen sehr grossen Anstieg gesehen. Das Vertrauen in das Gesundheitszentrum steigt. Ich bin sehr glücklich.»

Im Jahr 2023 konnten wir im Rahmen von Santé Solaire insgesamt zehn Gesundheitszentren mit Solarenergie ausstatten, darunter vier in Togo und sechs in Burkina Faso. Der Bau der ersten Solaranlagen in Niger ist für das Jahr 2024 geplant.

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