Solarenergie am Stammtisch.

Stammtisch-Schild

Hanspeter Volt weiss watt sie kann.

Neulich, als sie am Stammtisch auf die Solarenergie zu sprechen kamen, wurde die Diskussion wieder einmal besonders heiss. Hanspeter, gelernter Elektriker, bewahrte einen kühlen Kopf und versuchte, Klarheit zu schaffen. Aus der Diskussion sind ihm folgende Vorurteile und Bemerkungen hängen geblieben:

«Die Schweiz hat nicht genügend Sonne!»

Klar, in Sachen Sonnenstunden ist Afrika nicht zu toppen. Doch auch die Schweiz hat ihre sonnigen Seiten: So sind etwa Sion oder Samedan punkto Sonneneinstrahlung mit der Toscana oder der Provence vergleichbar! Und pro Jahr trifft sogar rund 200 Mal mehr Sonneneinstrahlung auf die gesamte Fläche der Schweiz als dass verbraucht wird.

«Die Solarenergie verschandelt unsere Landschaft!»

Swissolar, der schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, geht davon aus, dass die bestehenden Gebäude- und Siedlungsflächen der Schweiz ausreichen, um die Schweiz zu einem grossen Teil mit Solarstrom zu versorgen. Jedoch könnten bereits vorbelastete Flächen, zum Beispiel entlang von Autobahnen und Schienen oder auf Lawinenverbauungen, für die Produktion von Solarstrom genutzt werden. Denn wer stört sich dort schon an einer Solaranlage?

«Die Solarenergie ist viel zu teuer!»

Die Installation von Solaranlagen ist billiger, als viele denken! Für eine 30m2 grosse Solaranlage bezahlt man nach Abzug der finanziellen Förderung des Bundes (Einmalvergütung) und der Steuerabzüge noch 8’500 Franken (Stand ab 2018).

Auch die Herstellungskosten für den Solarstrom sind relativ billig. Sie liegen nach Abzug der finanziellen Förderung des Bundes und der Steuerersparnis bei rund 9.5 Rp./kWh. Das ist deutlich unter dem Preis, den man für den Strom aus der Steckdose bezahlt (durchschnittlich 20 Rp./kWh).

«Auch Solaranlagen verursachen CO2!»

Stimmt, für die Herstellung von Solaranlagen braucht es Energie, die zum Teil aus klimaschädlichen Quellen stammt. Zusammen mit Wind- und Wasserkraft hat die Solarenergie jedoch eine gute Ökobilanz: Eine Studie aus dem Jahr 2014 rechnet mit 41 g Treibhausgasemissionen pro 1 kWh Solarenergie. Zum Vergleich: Eine kWh Strom, die in einem Kohlekraftwerk produziert wird, setzt mehr als ein Kilo CO2 frei.

«Und im Winter werden wir abhängig von ausländischem Strom?»

Wenn die Solarenergie in Zukunft noch weiter ausgebaut wird, kann sie auch im Winter einen massgeblichen Beitrag an die Stromversorgung leisten. Im Winter kann sie zudem mit verschiedenen anderen erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft, Windenergie und Biomasse-Kraftwerke kombiniert werden. Ausserdem können weitere Massnahmen wie eine verbesserte Wärmedämmung helfen, um den Verbrauch an Heizenergie zu senken. Der Winter ist kein Grund, die Solarenergie nicht weiter auszubauen.

«Eine Solaranlage auf einem Einfamilienhaus lohnt sich doch gar nicht.»

Doch, die Installation von Solaranlagen lohnt sich auch für Einfamilienhäuser. Solaranlagen können einen wichtigen Beitrag zum Strom- und Wärmeverbrauch eines Haushalts leisten.
Durchschnittlich braucht ein drei- bis vierköpfiger Haushalt rund 3500-3600 kWh Strom pro Jahr. Dafür benötigt man Solarmodule mit einer Fläche von 20m2. Eine solche Fläche kann 80% des jährlichen Strombedarfs eines durchschnittlichen Einfamilienhauses mit einer vierköpfigen Familie abdecken.

Auch bei der Solarwärme können kleine Anlagen grosses bewirken. Sonnenkollektoren von ca. 4m2 können zusammen mit einem Wasserspeicher mehr als die Hälfte des jährlichen Warmwasserbedarfs einer vierköpfigen Familie zu decken.

«Ich habe einen Dachschaden!»

Solarenergie muss nicht zwingend auf dem Dach produziert werden. Auch Fassaden können für die Solarenergieproduktion genutzt werden, indem Solarzellen als Fassadenverkleidungen eingesetzt werden. Solche gebäudeintegrierten PV-Anlagen produzieren nicht nur Energie, sondern sparen durch ihre isolierende Wirkung auch Energie ein.

«Ich mag kein blau.»

Eine Solaranlage muss nicht zwingend blau sein! Die heute verbreitetste Photovoltaik-Technologie sind zwar kristalline Module, die meistens blau oder schwarz sind. Es gibt jedoch auch andere Formen und Farben, beispielsweise grüne, rote, gelbe oder weisse Module. Der Wirkungsgrad wird aber je nach Farbe und Technologie geringer, bei weissen Modulen um bis zu 40%.

«Eine solche Anlage geht doch schon nach wenigen Jahren kaputt!»

Die durchschnittliche Lebensdauer einer Solaranlage liegt bei 30 bis 40 Jahren. Die Anlage kann also ohne Probleme amortisiert werden.

«In Solaranlagen hat es giftige Stoffe»

Potenziell giftige Stoffe wie Blei oder Selen sind nur in sehr tiefen Konzentrationen enthalten und können im normalen Betrieb keinen Schaden anrichten. Die meisten dieser Stoffe sind auch in Handys oder Computern vorhanden. Da fürchtet man sich ja auch nicht.
Ausserdem besteht der Grossteil eines Photovoltaik-Moduls aus Glas. Wegen diesem hohen Glasanteil und einfach trennbaren Metallen kann der Grossteil eines Moduls rezykliert werden. Potenziell schädliche Substanzen wie Blei werden durch chemische oder metallurgische Verfahren abgespaltet und getrennt entsorgt.

Am Ende der intensiven Stammtischdiskussion sahen viele (sonnen)klarer. Und weil einige mehr erfahren wollten, gab ihnen Hanspeter gleich noch folgende Internetseiten mit auf den Weg:

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