Herzhaftes Gelächter durchbricht die sehr konzentrierte Atmosphäre im Raum. Ein lustiger Spruch von Áquila aus Brasilien sorgte für eine kurze Verschnaufpause. Schon bald liegt der Fokus der Kursteilnehmenden aber wieder ausschliesslich auf den Erklärungen des Solarexperten Mitch. Aktuelles Thema: die Funktionsweise, die Vor- und Nachteile sowie mögliche Gefahren von zwei unterschiedlichen Solarkochern.
Ich bin auf Besuch im Pfadfinderzentrum in Kandersteg. Das alljährliche Solar-Training des Projekts Scouts go Solar hat volle Fahrt aufgenommen. Die angehenden Solarbotschafterinnen und Solarbotschafter kommen in diesem Jahr aus Botswana, Eswatini, Marokko, Kenia, Argentinien, Brasilien, Honduras, Singapur, Malaysia und der Schweiz. Die Teilnehmenden kennen sich seit knapp drei Tagen – wirken aber schon jetzt wie eine verschworene Truppe.
Nach der theoretischen Einführung wird praktisch gearbeitet. Ich nutze die Gelegenheit und setze mich zu Rhodah. Die junge, selbstbewusste Frau ist in einer ländlichen Region in Kenia aufgewachsen. „Vor einem Jahr habe ich in Simbabwe einen Kurs von Paddington besucht – einem Solarbotschafter von Scouts go Solar!“, erzählt Rhodah. Sie war sofort fasziniert von der Sonnenenergie. Nach und nach formte sich eine kühne Idee in ihrem Kopf: Sie will das Wissen über Solartechnik in ganz Kenia verbreiten!
In den Pfadis in ihrer Heimat und den umliegenden Ländern spricht man kaum ein Jahr nach dem Workshop nur noch von der „solar gal“ – die „Solarlady“ – und meinen damit Rhodah. Ihre Solaraktivitäten, die sie in ihrer Freizeit organisiert, haben sie in der lokalen Pfadfinderbewegung zu einer kleinen Berühmtheit gemacht. Jetzt ist Rhodah auf bestem Weg, selbst Solarbotschafterin zu werden.
„Scouts go Solar hat mein Leben verändert.“, sagt Rhodah mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht, „Ich bin jetzt die ,solar gal’!“
Die Solarlady hat sich viel vorgenommen: Sie will in allen 47 Regionen von Kenia armen Familien – diejenigen, die sich kein Petroleum für Licht leisten können – eine kleine Solarlampe schenken. Den Kindern soll damit ermöglicht werden, auch nach Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr zu lernen. Aber nicht nur das: Rhodah erarbeitet in Kandersteg ein Konzept für einen Workshop, den sie mit den jeweiligen Eltern durchführen will. Diese sollen als Multiplikatoren die Solarenergie verbreiten.
Viel zu schnell ging mein Besuch in Kandersteg vorbei und ich verabschiede mich von Rhodah sowie den anderen Pfadfinderleitenden. Auf meinem Weg zurück ins Unterland denke ich noch oft an Rhodah. Wird sie ihre ambitionierten Pläne umsetzen können? Ich bin davon überzeugt – mit diesem Elan muss es ihr einfach gelingen.