Vom Regen gesättigte grüne Felder, soweit das Auge reicht. Untypisch für Westkenia im Februar. Eine Folge des Klimawandels?
Florian Schlegel, Projektleiter bei Solafrica, kann das nicht mit Sicherheit sagen. Er weiss aber, dass der CO2-Ausstoss im Afrika südlich der Sahara rasant zunimmt. Dennoch haben noch immer viele Menschen keinen Zugang zu einer funktionierenden Energieversorgung. Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist in vielen afrikanischen Ländern hoch. Eine Lösung für beide Probleme bietet die Solarenergie.
Kenia, Solarland par excellence
In Afrika ist Kenia, nach Südafrika, Marktführer im Bereich von kleinen Solarsystemen und hat in den letzten Jahren eine eindrückliche Entwicklung durchgemacht. Florian Schlegel weiss dazu ein anschauliches Beispiel: «Als sich bei meinem ersten Besuch vor fünf Jahren die Dunkelheit über die Hügel legte, flammte überall der gelbliche Schein von Petroleumlampen auf», erzählt er. Heute sei an vielen Orten das bläuliche Licht von LED-Lampen zu sehen. «Sehr eindrücklich» sei diese Entwicklung in so kurzer Zeit, meint er dazu.
Eine kombinierte Ausbildung
Ganz unbeteiligt an dieser positiven Entwicklung ist er nicht. Mit der Ausbildung in Solartechnik trägt Solafrica zum Aufbau einer klimafreundlichen Energieversorgung bei. In Kenia gibt es zwar bereits eine staatliche Ausbildung in Solartechnik, diese dauert aber nur einige Wochen und ist stark theoretisch ausgerichtet.
Seit diesem Jahr bietet Solafrica gemeinsam mit einer staatlichen Berufsschule in Kisumu, dem Ramogi Institute of Advanced Technologies RIAT, eine erweiterte Ausbildung an. Zuerst lernen die Teilnehmenden in einer einmonatigen Ausbildung am Ramogi Resource Center, der Partnerorganisation von Solafrica, die Grundlagen der Solartechnik. Zusätzlich eignen sie sich Basiswissen in Betriebswirtschaft an und werden in der Computeranwendung geschult. Anschliessend absolvieren sie die zweiwöchige staatliche Ausbildung in Kisumu, an deren Ende sie ein offizielles Zertifikat erhalten. Diese Kombination von staatlicher und nicht-staatlicher Ausbildung ist laut Florian Schlegel das Alleinstellungsmerkmal der Ausbildung von Solafrica.
Nach der Ausbildung unterstützen Solafrica und ihre Partnerorganisation die Absolventinnen und Absolventen bei einer Anschlusslösung, etwa bei der Suche nach einem Praktikum oder bei der Gründung eines eigenen Unternehmens.
Frisches Brot aus dem Solarofen
Projektleiter Florian Schlegel schmiedet bereits Pläne für die Weiterentwicklung des Projekts. So soll künftig die Bedienung eines Solarofens von GoSol (Modell „Lytefire 5“) in die Solartechnik-Ausbildung integriert werden. Bei seinem letzten Projektbesuch überzeugte er sich gleich selbst von der Funktionsweise eines solchen Ofens. Die Vorteile des Geräts liegen auf der Hand: Es kommt ohne knappe und klimaschädliche Ressourcen wie Holz oder Gas aus und ist erst noch effizient: In 20 bis 30 Minuten werden aus Teig feine Brote oder Kuchen, allein mit der Wärme der Sonne.
Wie der Ofen in die Ausbildung integriert werden soll, daran arbeitet Florian Schlegel momentan. Für das Ramogi Resource Center, wo der erste Teil der Ausbildungen in Solartechnik stattfindet, soll ein Ofen gekauft werden und als Testobjekt dienen. Eine mögliche Nutzung wäre die Herstellung und der Verkauf von Backwaren. Florian Schlegel könnte sich auch vorstellen, dass die angehenden Solartechniker:innen solche Öfen gemeinsam mit Lernenden anderer Fachrichtungen herstellen und verkaufen.