Solar Start up!

Auszubildende installieren eine Solaranlage, die auf dem Boden steht

Äthiopische Jungunternehmen starten durch

«Die Energieversorgung in meinem Dorf verbessern». «Meiner Gemeinschaft helfen». «Einen Job finden». So tönte es, als Florian Schlegel, Projektleiter bei Solafrica, angehende Solartechnikerinnen und Solartechniker nach ihrer Motivation fragte. Mit Solar Learning, den Solartechnik-Ausbildungen in Äthiopien, Kenia und der Demokratischen Republik Kongo, leisten Solafrica und ihre Partnerorganisationen einen Beitrag zum Aufbau einer dezentralen, klimafreundlichen Energieversorgung in ländlichen Regionen Afrikas. Jugendliche erhalten eine Perspektive und die ländliche Bevölkerung Zugang zu klimafreundlicher Solarenergie

Die Ausbildungen in Solartechnik fokussieren nicht nur auf die Vermittlung und Anwendung des technischen Knowhows, sondern bringen den Absolventinnen und Absolventen auch betriebswirtschaftliche Kompetenzen bei. Mit der Vermittlung von Basiswissen zu Unternehmensgründung, Buchhaltung und Marketing werden die Teilnehmenden befähigt, nach der Ausbildung ihr eigenes Solarunternehmen aufzubauen. Solafrica unterstützt die Jugendlichen finanziell und vernetzt sie mit Finanzinstitutionen und Zulieferern von Solarmaterial. Die Jungunternehmen spielen eine wichtige Rolle in der Solarisierung von ländlichen Gebieten, da sich bestehende Solarunternehmen vor allem auf grosse Städte konzentrieren.

Auszubildende Frauen und Männer in orangen Mänteln arbeiten mit Kabeln
Angehende Solartechnikerinnen und Solartechniker während der einjährigen Ausbildung in Kemise, Äthiopien

Stolze Jungunternehmer bringen Licht in abgelegene Haushalte

In Äthiopien haben die Absolventinnen und Absolventen bisher zwei Solarunternehmen gegründet, in denen insgesamt 38 Jugendliche arbeiten. Einer von ihnen ist Bedilu Abush. Er hat zusammen mit seinen Kollegen das Unternehmen «Bedilu Abush & Friends Solar Equipment Retailer» ins Leben gerufen. Projektleiter Florian Schlegel hat ihn bei seinem Projektbesuch diesen Februar getroffen. Stolz zeigte ihm der Jungunternehmer die Geschäftslizenz seines Unternehmens und sein Solartechniker-Zertifikat.

Drei Jungunternehmer vor einem Haus
Der Jungunternehmer Bedilu Abush (rechts) mit zwei Kollegen

Als Starthilfe finanzierte Solafrica den beiden frisch gegründeten Solarfirmen 200 Solarsysteme für Haushalte vor und unterstützte sie mit einem Startkapital. Mit dem Erlös aus den 200 Solarsystemen können die Jungunternehmer neue Solarsysteme kaufen und installieren. Die Solarsysteme bestehen aus einem A4-grossen Solarpanel mit zwei Lampen und einem USB-Anschluss für das Laden von Handys. Die Erfahrung zeige, dass die Leute vor allem Energie für kleine Geräte und Licht bräuchten, so Florian Schlegel. Eine HELVETAS-Mitarbeiterin erzählte ihm von einem Jungen, dessen Familie zuhause kein Licht hatte. Um am Abend seine Hausaufgaben machen zu können, lief der Junge jeweils einige Kilometer zu einem Nachbarn, der Licht hatte. Seit seine Familie nun selbst Licht hat, kann er sich den gefährlichen Weg durch die Dunkelheit sparen und hat erst noch mehr Zeit.

Ein Mann mit gelben Solarlampen in den Händen vor einem Steinhaus
Ein älterer Mann mit Solarlampen, die die Jungunternehmer in Kürze installieren werden

Wie bringt man Gewinn und preisgünstigen Verkauf unter einen Hut?

Mit Unterstützung von Education for Sustainable Development ESD und HELVETAS, den Partnerorganisationen von Solafrica, demonstrieren die Jungunternehmer die Funktionsweise der Solarpanels auf Märkten und in Läden, um möglichst viele Leute von den Vorteilen der Solarenergie zu überzeugen. Mit Erfolg: 61 Systeme haben sie bereits verkauft. Rund 60 Franken kostet ein solches Solarsystem. Die Jungunternehmen verkaufen es zur Hälfte des Preises, die andere Hälfte finanziert Solafrica. Ziel ist es aber, den Preis zu erhöhen.

Zwei Jungunternehmer in blauen Hemden, umringt von Neugierigen, demonstrieren auf einem Markt die Funktionsweise eines Solarsystems
Zwei Mitarbeiter von «Bedilu Abush & Friends Solar Equipment Retailer» demonstrieren die Funktionsweise eines Solarsystems auf einem Markt in der Nähe der Kleinstadt Shewa Robit

Beim Preisniveau gilt es, einen Mittelweg zu finden, damit sowohl die Jungunternehmer etwas verdienen als auch ärmere Haushalte von der Solarenergie profitieren können. Eine Möglichkeit ist hier die Pay-As-You-Go-Finanzierung, die Florian Schlegel für das Projekt in Äthiopien plant. Die Bezieher der Solarenergie zahlen ratenweise, oft per Mobiltelefon. Wenn sie mit ihrer Zahlung im Rückstand sind und nicht mehr bezahlen können, schaltet das Solarsystem automatisch ab und kann nicht mehr genutzt werden. Das verhindert eine Verschuldung der Solarenergie-Bezüger. Der Verkauf der kleinen Solarsysteme ist erst der Anfang. In Zukunft sollen die Jungunternehmer auch grössere Anlagen vertreiben, so Florian Schlegel.

Die Zusammenarbeit mit grossen Solarfirmen fördern

Nicht alle Absolventinnen und Absolventen entscheiden sich für die Gründung eines eigenen Unternehmens. Es gibt auch solche, die eine Anstellung bei einem Solarunternehmen bevorzugen. Hier gelte es, die bestehenden äthiopischen Solarfirmen stärker in die Ausbildung einzubinden und davon zu überzeugen, dass sie von einer Anstellung der frisch ausgebildeten Solartechnikerinnen und Solartechniker profitieren würden, meint Florian Schlegel. Während seinem Projektbesuch führten Solafrica und ihre Projektpartner einen Workshop durch, um die Zusammenarbeit der äthiopischen Solarfirmen auch untereinander zu stärken und einen bereits bestehenden Solarverband wiederzubeleben. Obwohl es noch einiges zu tun gibt, zeigt sich Florian Schlegel optimistisch: Es sei eindrücklich, wie die verschiedensten Akteure sich mit dem Projekt identifizieren und dahinterstehen würden.

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