Die Jugend packt die Energiewende an

Jugendliche gehen auf die Strasse, um für ihre Zukunft zu demonstrieren. Sie fordern von Politik und Gesellschaft, dass konkrete Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels umgesetzt werden. Das ist bemerkenswert! Neben solch wichtigen Aktionen, die den Finger auf die grossen Probleme der Welt richten, braucht es auch Wege, selbst tätig zu werden. Mit Jugendsolar haben Jugendliche die Möglichkeit, selbst einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Einer, der sich mit beiden Seiten des Kampfes für das Klima auskennt, ist Marcel Burlet. Der langjährige Oberstufen-Lehrer kämpfte als SP-Kantonsrat Zürich schon früh für Massnahmen gegen den Klimawandel. Daneben führte er vor rund 15 Jahren mit seiner Klasse in Regensdorf eine Jugendsolar-Projektwoche durch. Im Gespräch mit Solafrica erzählt der 68-Jährige von seinen Erfahrungen mit Jugendsolar, Klimastreiks und der Politik.

Marcel Burlet, Sie haben im Jahr 2005 an Ihrer Schule in Regensdorf ZH eine Jugendsolar-Woche durchgeführt. An was mögen Sie sich noch erinnern?

Marcel Burlet: Mein erstes Projekt habe ich mit interessierten Schüler:innen realisiert. In der Freizeit haben wir eine kleine Solaranlage bestehend aus vier Solarmodulen auf dem Dach der Turnhalle installiert. Einige Jahre später konnten wir diese Anlage im Rahmen einer Projektwoche sogar noch weiter ausbauen.

Was gab es für Hindernisse?

Früher gab es viele Widerstände. Wir mussten z.B. noch eine Baubewilligungen einholen, was man heute nicht mehr muss. Zudem hat bei der ersten Anlage der Flughafen eine Einsprache angedroht, weil die Piloten in der Abflugschneise geblendet würden. (lacht) Man hat sich gegen alles Neue gewehrt. Zum Glück hat mittlerweile ein Umdenken stattgefunden.

Wie sieht das heute aus?

Im vorletzten Jahr habe ich auf meinem eigenen Haus eine Solaranlage gebaut. Obwohl es zuerst hiess, dass sich eine PV-Installation aufgrund der vielen Dachfenster nicht lohnen würde. Mittlerweile bin ich Selbstversorger.

Sie haben also mit Ihrer eigenen Anlage den Bildungsaspekt von Jugendsolar mit nach Hause genommen?

Ja, wir haben 19 Panels auf dem Dach – auch auf der Nordseite. Dank neuen Solarmodulen bringt die Nordseite v.a. im Sommer fast gleich viel Strom wie die Südseite.

Wie stehen Sie zu Klimastreiks?

Früher gingen wir zum Teil jede Woche auf die Strasse. Beispielsweise war ich bei den Anti-Atom-Protesten dabei, welche das Atomkraftwerk in Kaiseraugst verhindert haben. Ich habe gegen die Zunahme der Flugbewegungen oder für die Abschaffung der Armee demonstriert. Wir haben geschaut, dass immer etwas läuft, um die alten Strukturen aufzubrechen. Auch heutzutage läuft wieder viel wie früher. Ich bin froh, dass die jungen Menschen auf die Strasse gehen.

Was empfinden Sie als wichtig zur heutigen Klimabewegung?

Ich hoffe stark auf die neue Generation. Ich sehe bei Jungen oft, wie umweltbewusst sie sich verhalten. Sie sind konsequent was das Essen angeht oder den Verkehr bzw. die Mobilität. Diejenigen Menschen, die sich durch das Leben bewegen, ohne sich Gedanken zu machen, werden immer weniger. Ich bin optimistisch, dass wir die Klimakrise bewältigen, auch wenn es langsam vorangeht. In der Krise ist der Mensch bereit, sich schneller zu ändern.

Was braucht es, um die Energiewende umzusetzen?

Vieles läuft über Erziehung und Vorbildfunktion. Die Politik ist zu träge. Sie ist nur bereit sich zu ändern, wenn es eine Krisensituation gibt und es nicht mehr anders geht. Es ist schade, dass es immer eine Katastrophe braucht, um ein Umdenken einzuleiten – gesehen beispielsweise nach Fukushima. Deshalb sind Angebote wie Jugendsolar interessant. So lernen Jugendliche, was Sonnenenergie bewirken kann und wie sie ihr Umfeld sensibilisieren können.

Infos zur Person: Marcel Burlet

Marcel Burlet
Marcel Burlet
  • Wohnort: Watt ZH
  • Beruf: 38 Jahre Oberstufen-Lehrer in Regensdorf (bis 2016)
  • hat mit seiner Schulklasse eine Jugendsolar-Projektwoche in Regensdorf durchgeführt (2005)
  • Politik: SP-Kantonsrat ZH (2002-2014)
  • war 12 Jahre lang Mitglied der Energiekommission und ist noch immer in der Umweltkommission

Das Projekt Jugendsolar

Im Rahmen einer Projektwoche bauen Schülerinnen und Schüler eine Solaranlage. Zusätzlich nehmen sie an praktischen Workshops teil und lernen Solarenergie und Energiewende aus verschiedenen Perspektiven kennen. Die Energiezukunft wird so lösungsorientiert diskutiert und lokal und praktisch angegangen. Dadurch wird auch das Umfeld der Jugendlichen für Solarenergie sensibilisiert. Der Fokus liegt auf Schulprojekten für die Sekundarstufe, wo auch die Berufswahl ansteht.

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