Projektleiter Florian Schlegel reiste diesen Sommer nach Äthiopien und erlebte, was unsere Ausbildung in Solartechnik für die Menschen dort bedeutet.
Im Juni dieses Jahres besuchte ich unser Projekt Solar Learning in Äthiopien. Meine Reise startete mit einer Fahrt durch das äthiopische Hochland, wo sich weite Ebenen mit tiefen Schluchten und Hügeln abwechseln. Auf die Hügel verteilen sich kleine Siedlungen, sogenannte Kebeles.
Überall lag der Duft von frisch geröstetem Kaffee in der Luft. Äthiopien gilt nicht nur als Ursprungsland der munter machenden Bohne, sondern auch als Wunderläuferland. Morgens und abends begegneten mir zahlreiche MarathonläuferInnen am Strassenrand.
Typischer Männerberuf ? Von wegen!
An einer der Berufsschulen in der Region Amhara, an der die Ausbildung in Solartechnik (Solar Learning) durchgeführt wird, traf ich Nartus, eine aufgeweckte junge Frau voller Tatendrang. Sie ist Mutter einer kleinen Tochter und war auf der Suche nach einem Job, als sie die Ausbildung in Solartechnik entdeckte und beschloss, teilzunehmen.
Zuerst habe sie allerdings Angst gehabt, so Nartus. Vor allem junge Frauen haben anfänglich oft Respekt vor der Arbeit auf dem Dach. Solafrica möchte das ändern. Wir wollen möglichst viele Frauen für die Ausbildung zur Solartechnikerin begeistern und damit zeigen, dass technische Berufe nicht nur Männerberufe sind. Eine Ausbildung wie die in Solartechnik soll den Frauen (und natürlich auch den Männern) später die finanzielle Unabhängigkeit und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Positive Effekte für die ganze Gemeinschaft
Ich wollte von Nartus wissen, was denn ihre Motivation für die Absolvierung der Ausbildung sei. Sie meinte, sie wolle für sich, für ihre Familie und für ihre Gemeinschaft Gutes tun. Das hat sie geschafft: Zusammen mit ihren KlassenkameradInnen hat sie die Ausbildung kurz nach meinem Besuch erfolgreich abgeschlossen.
Auch ihre Mitmenschen haben von ihrer Ausbildung profitiert: So installierten Nartus und ihre Klasse beispielsweise eine Solaranlage auf einer Primarschule. Die SchülerInnen haben nun Licht und können den Umgang mit Computern lernen.
Zukunft mit Perspektive
In der Ausbildung erworben Nartus und ihre MitschülerInnen nicht nur das theoretische und praktische Wissen, das es braucht, um eine Solaranlage zu installieren und zu warten. Sie lernten auch, wie man ein kleines Unternehmen führt. Die AbsolventInnen organisierten sich nach der Ausbildung als Einzel- oder Kleinunternehmen. Sie gründeten beispielsweise eine Solarfirma, die Solarmaterial einkauft und vertreibt.
Nartus wollte nach ihrem Abschluss als Erstes eine Praktikumsstelle suchen und eine Solaranlage auf dem Haus ihrer Grossmutter installieren. Mit ihrer zupackenden Art und ihrer Ausbildung in der Tasche hat sie eine vielversprechende Zukunft vor sich.
Florian Schlegel ist verantwortlich für unsere Projekte in Äthiopien und Kenia. Bei seinem Besuch in Äthiopien beeindruckten ihn das traditionelle Essen und die schier endlosen Hochebenen. Auf dem Bild trägt er eine äthiopische Kopfbedeckung, die er bei seinem Besuch geschenkt bekommen hat.