Seit kurzem ist Solafrica auch in Burkina Faso mit einem Solarprojekt tätig. Vorstandsmitglied Flora Conte, die das Projekt initiierte und als Projektleiterin betreut, erzählt uns im Interview, wie es dazu kam, und was für nächstes Jahr geplant ist.
Solafrica: Flora, du hast das Projekt Artistes-éclairs gemeinsam mit Künstler/innen aus Burkina Faso initiiert – wie kam es zu dieser Kollaboration?
Flora Conte: Solarenergie in Westafrika war für mich schon immer ein Thema, für das ich mich engagieren wollte. So studierte ich Umweltnaturwissenschaften und reiste nach Westafrika. Ich lernte in Burkina Faso spannende Menschen kennen – darunter viele Künstler. Aus Freundschaften und vielen Ideen entstand das Projekt „Artistes-éclairs“, in denen jeder seien Stärken wiederfinden konnte.
S: Weshalb fokussiert ihr gerade auf den Künstlerbereich?
F: In Burkina Faso spielt Kunst und Kultur eine besonders wichtige Rolle und ist überall präsent. Viele Künstler sind sozial und politisch engagiert – sie übermitteln wichtige Botschaften an die Bevölkerung. Der Einsatz von Künstlern hat es ermöglicht, Demokratie wiedereinzuführen. Dabei blieb ein Grossteil der Bevölkerung ohne Zugang zu Strom. Unser Projektansatz ist, dass Künstler auch bei der Energierevolution eine wichtige Rolle spielen können. Zudem sind sie – und damit auch ihr Publikum – selber direkt abhängig von zuverlässiger und dezentraler Stromversorgung.
S: Kannst du uns etwas zu den Aktivitäten erzählen, die Artistes-éclairs durchführt?
F: Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen: Kunst, Technologie und Verkauf. Es werden Theaterstücke mit Solarenergie inszeniert. Die Künstler und Techniker bilden sich im Bereich Photovoltaik und Marketing weiter. Wir spielen die Stücke in den Ursprungsdörfern der Künstler und an verschiedenen Standorten in und um die Hauptstadt Ouagadougou vor. Während der Tourneen, aber auch vorher und nachher tauscht sich das lokale Projektteam mit dem Publikum und anderen Interessenten über das Thema Photovoltaik aus. Gleichzeitig werden in Zusammenarbeit mit lokalen Händlern zertifizierte Solar-Produkte dort verkauft, wo die Vorführungen stattfinden.
S: Du hast die Theatertournee auch begleitet und ein Video dazu gedreht, wie hast du das erlebt?
F: Da die Stromversorgung dezentral läuft, sind jeweils alle Schauspieler daran beteiligt Licht und Sound zu bedienen. Die Technik funktionierte aber meist problemlos, so dass die Zuschauer sich oft erst nach dem Stück wieder erinnern, dass das Theater solar betrieben wird. Ein Abend war ganz speziell: Das Stück wurde in einem bekannten Theater der Hauptstadt vorgeführt. Wir hatten uns Sorgen gemacht, dass wir zu viel Licht vom Stadium in der Nähe bekommen würden. Das Problem hatten wir dann nicht, denn im ganzen Viertel gab es einen Stromausfall. Wir waren das einzige Theater, das weiterspielen konnte; dank dem Solarstrom.
S: Was sind eure Ziele für 2018?
F: Im Jahr 2018 wollen wir nachdem wir viele Anfragen bekommen haben, das Stück “Les Retrouvailles“ nochmals in den Dörfern und in der Hauptstadt aufführen. Wir hoffen, so das Vertrauen in die Technologie sowohl bei Künstlern wie beim Publikum zu verstärken und mehr Solarprodukte zu verkaufen. Gleichzeitig werden jüngere Schauspieler an einem anderen Solar-Theaterstück arbeiten.
In Zukunft wollen wir neben den Solar-Theaterstücken vermehrt mit Technikern der Kunstbranche arbeiten und das Konzept „Mobile Solarenergie“ als Dienstleistung ausbauen. Um dieses Ziel besser zu erreichen werden wir im ersten Quartal 2018 eine Vorstudie durchführen. Je nachdem, wie wir die Finanzierung garantieren können, wollen wir ab August 2018 mit der vertieften Ausbildung der Techniker beginnen. Bis dahin steht das Solarmaterial zur Verfügung, um an kulturellen Events vermietet zu werden.
Projektleiterin Artistes-éclairs Flora Conte