Warum die Welt den SolarChill braucht

Isaac und Bola Gwon (links und rechts auf dem Bild) arbeiten seit 2012 als Arzt und Hebamme an der Hope Clinic in Nomedjoh in Ostkamerun, wo 2015 ein SolarChill installiert wurde.
„Das Wehenmittel Oxytocin brauchen wir häufig für die Geburtshilfe“, meint Dr. Isaac Gwon von der Hope Clinic in Nomedjoh in Kamerun, „dieses gab es hier früher nicht, denn es muss gekühlt gelagert werden.“ Das Zentrum ist eines von vier ländlichen Kliniken, die in den letzten zwei Jahren von Solafrica mit einem SolarChill unterstützt wurden.

Viele Impfstoffe und empfindliche Medikamente müssen bis zur Verwendung ununterbrochen gekühlt werden. Welche Herausforderung dies darstellt, realisiert man hierzulande nicht, denn unsere Arztpraxen, Apotheken, Spitäler und auch wir zu Hause haben einen Kühlschrank mit konstanter Stromversorgung. Im Regenwald des Kongobeckens, wie in vielen anderen Teilen der Welt, ist der Anschluss ans Stromnetz keine Selbstverständlichkeit. Bei Spitälern in Kleinstädten, die am Netz sind, gibt es oft Stromausfälle. Häufig kommen deshalb diesel- oder gasbetriebene Kühlschränke zum Einsatz. Bis zu einem Liter Diesel am Tag kann ein solches Gerät verbrauchen, was nicht nur klimaschädliches CO2 sondern auch hohe laufende Kosten verursacht. Es braucht also eine Lösung für die unzähligen Gebiete und Millionen von Menschen, die wegen fehlendem Stromnetz unter schlechter medizinischer Versorgung leiden.

100% ökologisch

Darüber diskutierten Vertreter von Greenpeace, dem UN Umweltprogramm UNEP und der Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals anfangs 2000. Für die Umweltschützer war klar: es braucht einen klimafreundlichen Kühlschrank, der keine fossile Energie für die Kühlung und keine FCKW- und FKW-haltigen, ozonabbauende Kältemittel benötigt. 100% solarbetrieben sollte er sein, aber nicht, wie viele bereits existierende Solar-Kühlschränke, auf eine giftige Bleibatterie angewiesen. Und zu guter Letzt: Die Technologie sollte frei verfügbar sein, damit möglichst viele Hersteller sie kommerziell verbreiten können – auch im Globalen Süden. Der Preis auf dem Weltmarkt sollte damit günstiger werden als bestehende Solar-Kühlschränke für Medikamente.

Eine internationale Zusammenarbeit entwickelt eine innovative Technologie

Was zunächst utopisch schien, stiess auf Interesse bei anderen Organisationen wie dem Kinderhilfswerk UNICEF, der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ und der Entwicklungsorganisation PATH. Zur selben Zeit forschte das Danish Technology Institute an einem Solar-Kühlschrank ohne Batterie und arbeitete mit den Kühlgeräte-Herstellern Vestfrost und Danfross aus Dänemark zusammen.

Diese internationale Koalition startete 2001 die Entwicklung, die sechs Jahre später die SolarChill-Technologie hervorbrachte: Solarpanels mit 360 Watt Leistung speichern die Solarenergie nicht in einer Batterie, sondern in Eis. Dieses sorgt dafür, dass in Zeiten ohne Sonne und somit ohne Strom die Temperatur zwischen 2 und 8 Grad konstant bleibt (bis zu 72 Stunden). Der Solarstrom betreibt zudem direkt einen Kompressor, der, wie in einem konventionellen Kühlschrank, den Kältekreislauf in Gang hält. Das Kältemittel ist ein natürlicher fluor- und chlorfreier Kohlenwasserstoff.

Nach ausgedehnten Feldtests in Afrika, Asien und Lateinamerika erhielt der SolarChill schliesslich 2010 die ersehnte Zertifizierung der WHO und darf damit von UN-Organisationen, wie UNICEF, eingesetzt werden.

Solafrica bringt den SolarChill nach Kamerun

Das Gesundheitspersonal in Koumassi freut sich über ihren neuen SolarChill, Ostkamerun 2016.

Über 10’000 SolarChills sind heute weltweit im Einsatz, die von Kühlschrankfirmen von China, Indien, Südafrika bis Dänemark produziert werden. Auch Solafrica hilft bei der Verbreitung der innovativen Technologie und installiert bis Ende 2017 Geräte in sechs ländlichen Gesundheitszentren in Kamerun. Vorzeigemodelle sind wichtig, um auf die SolarChills vor Ort aufmerksam machen zu können. Unser Ziel ist es, dass zukünftig Kleinspitäler, Gemeinden und Ministerien in diese neue Technologie investieren, die gleichzeitig der Gesundheit der Menschen und der Umwelt enorme Chancen bietet.

Jolanda Fritschi ist bei Solafrica Verantwortliche für das Programm Klima-Karawane. Im Februar 2017 besuchte sie zwei Gesundheitszentren in Kamerun, in denen SolarChills in Betrieb sind, zusammen mit den Projektmitarbeitenden vor Ort Aline Kana und Serge Moassoumbe (links und rechts im Bild).

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